Stellt euch vor, ihr sitzt im Rollstuhl, schiebt einen Rollator oder seid mit einem Kinderwagen unterwegs: In ein enges Café kommt ihr ohne Hilfe schlecht oder gar nicht hinein, der Friseur, das Modegeschäft oder sogar die Arztpraxis bleiben aufgrund von Stufen unerreichbar und auch das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird zur ständigen Herausforderung… Dies ist leider oft noch Alltag für knapp 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer*innen, etwa 5 Millionen Menschen mit Rollator in Deutschland und vielen tausend Eltern mit Kinderwagen. Eine App, die etwas dagegen unternimmt und weltweit über 900.000 barrierearme und -freie Orte auflistet, ist seit 2010 die „wheelmap“ des Berliner Aktivisten Raul Krauthausen. Um die praktische App nun mit barrierefreien Plätzen in Osnabrück zu füttern, hat die Freiwilligenagentur diesen Sommer einen Workshop innerhalb der Digitalen Woche Osnabrück 2019 ins Leben gerufen: 17 Teilnehmer*innen, darunter sechs mit Rollstuhl, haben verschiedene öffentliche Einrichtungen und Geschäfte auf Barrierefreiheit getestet. In kleinen Teams nahmen sie zentrale Gegenden wie die Altstadt, die Große Straße, die Lotter Straße, den Neumarkt und den Westerberg genauer unter die Lupe. Auch unsere Kollegin Katrin Achberger war mit ihrer Assistentin engagiert dabei und hat mehrfach Orte mit „rot“ für unüberwindbare Hindernisse und Stufen gekennzeichnet. Dabei ist es oft mit einfachen Mitteln wie Rampen möglich, jedem einen Zugang zu gewähren. Natürlich waren auch rollstuhlgerechte Toiletten genauer im Fokus oder Türen, die sich automatisch öffnen lassen. Waren Orte nur teilweise behindertengerecht, wurde ein „orange“ vergeben, in einigen Fällen dann auch „grün“, wo alles so barrierefrei wie möglich ist. Gut abgeschnitten hat u.a. das Haus der Jugend. Während der 2-stündigenTour, kam auch ein komfortabler Outdoor-Rollstuhl zum Einsatz, den man sich über die Tourist Information gegen Pfand leihen kann. Für alle Beteiligten mit und ohne Behinderung gab es wichtige Einblicke zur Barrierefreiheit in Osnabrück. Es ist noch viel gemeinsam zu tun, aber wir sind bereits auf einem guten Weg. Wichtig ist, dass das Thema, welches letztendlich für alle Menschen Vorteile bringt, in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert bekommt – nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels. Wir bedanken uns bei der Freiwilligenagentur Osnabrück, der Neuen Osnabrücker Zeitung und der Zeitschrift „Abseits“ für die Unterstützung bzw. Berichterstattung/Fotos.
Text: Martina Look Fotos: Helga Duwendag-Strecker, Lukas Gruenke