Bereits seit 2003 setzt sich die Patsy & Michael Hull Foundation e.V. für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ein und fördert sie im tänzerischen und musikalischen Bereich. Aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zeigt sich der Verein aus Osnabrück zunehmend besorgt und fordert verstärkte Aufmerksamkeit für die Belange von Menschen mit Behinderung. Für Bewegung und Spaß sorgt die Foundation aktuell mit inklusiven Online-Tanzkursen.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass sowohl Kinder und Jugendliche als auch erwachsene Menschen mit Behinderung in der aktuellen Situation in Vergessenheit geraten“, sagt die Mitbegründerin der Patsy & Michael Hull Foundation, Patsy Hull. Aufgrund des Risikogruppen-Daseins vieler Menschen aus dieser Zielgruppe sowie der eingeschränkten Möglichkeit von Gruppenerlebnissen, habe sie die Sorge, dass individuelle Fortschritte der Betroffenen auf mentaler und physischer Ebene nun zunichte gemacht würden. „Es ist unzumutbar, dass bestimmte Personengruppen aufgrund fehlender Unterstützung seit einem Jahr in Selbstisolation ausharren müssen und kaum vor die Tür kommmen“, so Patsy Hull. Durch den intensiven Austausch mit den Teilnehmer*innen diverser Inklusionsprojekte des Vereins, bekommen die Verantwortlichen die Sorgen und Nöte der Betroffenen mit und versuchen, wo immer möglich, Unterstützung anzubieten.
Mit Kreativität und Ruhe durch die Krise
Die Aussicht auf gemeinsame Tanz- und Muscial-Erlebnisse nach dem Lockdown stellt dabei lediglich einen Mutmacher dar – zu wenig aus Sicht der Foundation. „Auch wenn uns allen die Umsetzung der Projekte vor Ort fehlt und zunehmend deutlich wird, welch große Herausforderungen vor uns allen liegen, die eingebüßten Fortschritte aufzuarbeiten, so muss es doch irgendwie weitergehen. Daher bieten wir regelmäßige Online-Kurse an“, sagt Patsy Hull. Zum einen möchte die Foundation durch ihre Online-Angebote möglichen Post-Corona-Barrieren, wie fehlender Kommunikation oder Kontaktängste, vorbeugend entgegentreten. Zum anderen soll auch das erarbeitete tänzerische Niveau der Teilnehmer*innen mit und ohne Behinderung nicht vollständig verloren gehen. Patsy Hull ist begeistert von der regen Teilnahme an den Online-Kursen, die sie gemeinsam mit Trainerin Charlotte Kreutzer durchführt: „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Begeisterung für unseren Zoom-Unterricht wächst und ihn immer mehr Menschen mit und ohne Behinderung in Anspruch nehmen. Die Kommunikation über den Screen ist momentan enorm wichtig – vor allem für diejenigen, die sich abgeschottet fühlen. Zu Anfang der Stunde ist die Freude des Wiedersehens immer riesengroß. Bevor wir also gemeinsam konzentriert tanzen, muss immer auch Zeit für Smalltalk sein – so wird auch der Zusammenhalt zwischen den Teilnehmer*innen gestärkt.“ In der schwierigen Zeit sieht sie zudem einen weiteren Aspekt sehr positiv: „Einer der Pluspunkte der Corona-Krise, ist die Tatsache, dass sich die die Gruppen Online immer besser zurecht finden. Allein über 50 Menschen mit Behinderung nehmen wöchentlich an unseren Kursen teil und wählen sich selbstständig ein. Diese Entwicklung hin zur Selbstständigkeit auf digitaler Ebene ist einfach super.“
Patsy & Michael Hull Foundation – Vorbild in Sachen Inklusion
Schon seit mehr als 15 Jahren setzt sich das ehemalige Profi-Tanzpaar, Patsy und Michael Hull, dafür ein Menschen mit und ohne Behinderung ein Umfeld zu schaffen, in dem sie gemeinsam ihre Liebe zu Musik und Tanz ausleben können. Seit der Gründung der offiziellen Tanzmeisterschaften von TAF Germany e.V. und der International Dance Organization (IDO) stellt die Foundation mit ihren inklusiven Tanzgruppen und Formationen ein Vorbild für Deutschland und andere Länder dar. Inzwischen kann der Verein zahlreiche Medaillen und Pokale sowie Auszeichnungen bei den Osnabrücker Sportlerehrungen vorweisen. Durch die Einnahmen von Spendengeldern hofft die Foundation auch zukünftig so aufgestellt zu sein, dass sie ihren Bemühungen weiterhin so erfolgreich nachgehen kann.
Neben der Teilnahme an offiziellen Meisterschaften vermissen die Verantwortlichen vor allem auch die gemeinsamen inklusiven Ausflüge und Veranstaltungen. Reiten, Grillen, bundesweite Schulaufführungen oder inklusive Parties – all das soll zukünftig wieder möglich gemacht werden. „Bis dahin heißt es Menschen mit Behinderung in ohnehin lauten Pandemie-Zeiten ein Gehör zu verschaffen, damit wir in puncto Teilhabe und Wohlbefinden gestärkt aus dieser Krisenzeit herausfinden“, fasst Jennifer Krogull-Grüter die aktuellen Bemühungen der Patsy & Michael Hull Foundation zusammen. Bleibt zu hoffen, dass es sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Politik Wirkung zeigt.
Quelle: Niklas Klütsch